Genf - Der europäische Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider (LHC) ist am Donnerstag offiziell eröffnet worden - obwohl er derzeit gar nicht funktioniert.
Bei der Feier beim Europäischen Teilchenphysiklabor CERN in Genf fehlten sowohl der französische Präsident Nicolas Sarkozy, der stattdessen Premierminister Francois Fillon schickte, wie auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie wurde von Forschungsministerin Annette Schavan vertreten. Mit Hilfe der Anlage soll unter anderem der Ursprung des Universums erforscht werden.
FinanzierungSchavan verwies darauf, dass aus Deutschland 200 Mitarbeiter und 1.000 Gastwissenschafter am CERN arbeiten. "Wir wollen auch vielen jungen Wissenschaftern die Chance geben, am CERN zu arbeiten", sagte die Ministerin. Auch Schüler sollen eingeladen werden, dort ihr Wissen zu vertiefen und Einblick in die Physik zu bekommen. Dem Forschungszentrum zufolge hat der Bau des Ringbeschleunigers rund drei Milliarden Euro gekostet. Aus Deutschland flossen nach Angaben des Bundesforschungsministeriums rund 800 Millionen Euro in den LHC - über den von 20 europäischen Mitgliedstaaten getragenen CERN-Etat. Deutschland ist der größte Geldgeber.
PanneDer im Grenzgebiet von Frankreich und der Schweiz liegende riesige unterirdische Teilchenbeschleuniger war nach 13 Jahren Bauzeit Anfang September in Betrieb gegangen. Kurz danach fiel er nach einer Panne im Kühlsystem aus und soll nun erst im Frühjahr kommenden Jahres wieder aktiviert werden.
Ist die Anlage aktiv, liegt ihre Betriebstemperatur bei minus 271,3 Grad. Bei dieser Weltraumtemperatur sollen Atomkerne fast mit Lichtgeschwindigkeit kontrolliert aufeinander zurasen, die Daten des Aufpralls werden von vier Detektoren erfasst.
Befürchtungen, dass durch die Experimente Schwarze Löcher entstehen könnten, wurden auch am Dienstag zurückgewiesen. Die Polizei hatte mit Demonstrationen gerechnet und das Gelände um das CERN weiträumig abgesperrt.
"Beweis für die Schlagkraft der Grundlagenforschung"Der LHC ist ein eindrucksvoller Beweis für die Schlagkraft der Grundlagenforschung und deren Bedeutung für die technologische Weiterentwicklung", erklärte Wissenschaftsminister Johannes Hahn in einer Aussendung und sieht sich darin in seiner Forderung nach einer stärkeren Dotierung der Grundlagenforschung bestärkt. Besonders freut den Minister die starke österreichische Beteiligung an den verschiedenen Teilprojekten des LHC. Österreich ist eines von 20 Mitgliedsländern bei CERN und investiert jährlich 14 Millionen Euro dafür.
Quelle:
derStandard.atDiesen Artikel im Forum diskutieren.