Microsofts aktuelles Betriebssystem konnte sich am Markt nicht wirklich etablieren - Mangelnde Akzeptanz führte zur Stärkung von XP.
Im Laufe seiner langjährigen Geschichte hat Microsoft nicht gerade viele kommerzielle Flops zu verzeichnen gehabt. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein. Rückblickend dürfte jedoch Windows Vista nicht gerade als Höhepunkt des Schaffens des Softwarekonzerns in die Geschichtsbücher eingehen. Einige AnwenderInnen werden sich vielleicht noch an Windows Millennium Edition erinnern, doch dieser Vergleich hinkt - denn der Aufwand, vor allem in finanzieller Hinsicht, war damals nur ein Bruchteil der Vista-Kosten.
Fünf Gründe für den FlopZDNet hat sich nun mit den Gründen des Scheiterns von Windows Vista beschäftigt und kam dabei auf fünf zentrale Punkte, die Vista zum Flop machten. Einen wesentlichen Grund stellt laut ZDNet der aggressive Auftritt von Mitbewerber Apple dar. Die "I’m a Mac"-Kampagne verstand es perfekt, die immer lautere Kritik an Vista zu nutzen: Windows sei fad, überladen, fehleranfällig und alt, so der Grundtenor. Microsoft versuchte mit seiner "I’m a PC"-Werbelinie gegenzusteuern. Mag sein, dass das Konzept noch aufgeht, aber für Windows Vista ist der Zug schon abgefahren.
Der Erfolg von Windows XPAls Windows XP im Jahr 2001 auf den Markt kam, war das Ziel von Microsoft die beiden Lager, Windows 95/98 und Windows NT/2000 zu einen. Der Markt zeigte sich 2008 wesentlich einheitlicher: laut IDC liefen mehr als 70 Prozent aller PCs weltweit mit Windows XP. 800 Millionen Rechner, die mit Windows XP in aller Welt laufen, machen das Betriebssystem zum erfolgreichsten aller Zeiten. Vor allem für die IT-Abteilungen bedeutet dies, dass man alle Applikationen und Auslieferungen an XP ausgerichtet hat. Kaum zu glauben, aber ExpertInnen Meinung - Windows XP könnte in den kommenden Jahren sogar noch weiter zulegen. Immerhin hat Microsoft diesen Trend rechtzeitig erkannt und wird XP noch länger als geplant an die PC-Hersteller ausliefern. Vor allem im Segment der rasch wachsenden Netbooks, deren Hardware mit Vista nichts anfangen kann, bedeutet dies aktuell - entweder Linux oder Windows XP.
Vista ist zu langsamDie IT-ExpertInnen und -AnalystInnen warnten schon seit geraumer Zeit vor einem immer überladeneren Windows. Doch diese Rufe verhallten in Redmond scheinbar ungehört. Windows Vista mit seinen 50 Millionen Codezeilen - Windows XP kam "nur" auf 35 Millionen - führte nicht mehr nur zu mehr Funktionen, sondern vor allem zu einer Verlangsamung. Da dies auch bei neuester Hardware der Fall ist, stellt sich die Frage "Wer will einen Rechner kaufen, der langsamer ist, als sein alter?"
Windows Vista war gar nicht geplantBetrachtet man Windows Vista und sein Scheitern, so sollte man sich auch stets in Erinnerung rufen, dass Windows Vista gar nicht geplant war. Mit Windows XP wollte Microsoft einen Schlussstrich ziehen und einen Neubeginn starten. Anstelle von Windows 95, Windows 98 und Windows 2000 sollte nun ein neues Zeitalter treten - Software auf Basis einer Lizenz mit jährlichen Gebühren. Das Internet als zentraler Teil der Strategie und eine Abkehr von dem bisherigen monolithischen Einheitsriesen. Ein zentrales Thema dieser Strategie war es auch, dass Updates nur jenen KundInnen zur Verfügung stehen sollten, die dafür auch zahlen. Daher bedurfte es auch der Produktaktivierung. Doch 2001 zog Microsoft zurück - die Erfahrungen mit Office dürften keine Akzeptanz am Markt gezeigt haben.
Zu viele Fehler und ProblemeDer größte Punkt wieso Windows Vista zum Flop wurde, liegt jedoch in den vielen Problemen, die sich AnwenderInnen und vor allem auch Business-KundInnen mit Vista einhandelten. Windows XP wurde zu Beginn der Auslieferung auch stets heftig kritisiert, vor allem wegen mangelnder Sicherheitsaspekte. Doch Microsoft legte nach und bald schon war XP gerüstet für die unterschiedlichsten Anforderungen, auch was Hardware-Unterstützung und Treiber betraf. Trotz der langen Beta-Phase von Windows Vista gelang es den EntwicklerInnen nicht, dass zum Start die aktuelle Hardware unterstützt wurde. Zahlreiche Probleme traten auf - und dies auch bei Standard-Software, nicht nur bei maßgefertigten internen Lösungen. Viele dieser Schwierigkeiten waren ein Resultat der strikteren Sicherheitsvorkehrungen, doch sorgten genau diese dafür, dass man Vista nicht in den Unternehmen ausrollen konnte.
FazitIn seiner Schlussbetrachtung kommt ZDNet-Autor Jason Hiner zur abschließenden Conclusio, dass - entgegen einiger Studien, der Erfolg für Vista ausbleiben wird. Auch wenn man den Start mit jenem von Windows XP vergleicht und auch hier Parallelen zu den Anfangstagen zu sehen sind. "XP hatte eine klare Strategie zu bieten: bringt Windows 9x-Maschinen auf eine stabile und sicherere Plattform und bringt die Windows 2000-Rechner auf ein Betriebssystem mit besserer Software- und Hardware-Unterstützung. Und, ein wesentlicher Punkt war auch die Konsolidierung der vielen Maschinen auf ein einziges OS mit einfacherem Support." Vista hat all dies nicht zu bieten. Der Bedarf ist nicht vorhanden. Wenig verwunderlich daher, dass sich Microsoft nun bemüht schnell eine neue Alternative auf den Markt zu bringen - es wird sich zeigen, ob Windows 7 hier Abhilfe schaffen kann.
Quelle:
derStandard.atDiesen Artikel im Forum diskutieren.