AMD im Rebranding Wahn!

Gestern stellte Lenovo als erster Hersteller ein High-End-Gaming-System vor, das über eine Grafikkarte, der AMD Radeon-HD-8000-Serie verfügt. Schnell wurde vermutet, dass es sich effektiv um Grafikchips von AMDs kommender Grafikkarten-Generation handeln könnte. Kurz darauf stellt sich aber heraus, dass das nicht der Fall ist und dass der Hersteller einmal mehr seine Kunden für absolut dumm verkauft!

Was ist geschehen? Anlässlich der CES 2013 gab AMD bekannt, dass man die Radeon-HD-8000-Serie für den OEM-Markt ankündigt. Noch bis Ende Januar sollen die "Major OEMs" Systeme auf die diversen Märkte bringen, die auf eben diese Karte setzen. Sollte man nun annehmen, dass es sich um eine neue Generation von Desktop-Grafikkarten handelt, dann hat man weit gefehlt. AMD verwendet für diese Karten die GCN1-Architektur, die in exakt derselben Form bei der Radeon HD 7970 GHz Edition zum Einsatz kommt. Die "neuen" Radeon HD 8000 Series Karte sind also nichts anderes als ein billiger "Rebrand" oder in anderen Worten eine wirklich fantasielose Idee von AMDs Marketingabteilung. An dieser Stelle wollen wir aber noch nicht zu arg Kritik üben, das sparen wir uns für später auf.


Das neue, alte Line-Up

Schaut man sich schliesslich die Spezifikationen der "neuen" Karten an, dann sind Modifizierungen der Taktraten das höchste der Gefühle. Bei der Radeon HD 8970 GHz Edition handelt es sich wie bereits erwähnt um die Radeon HD 7970 GHz Edition mit einem anderen Namen. So findet man schliesslich die GCN1-Architektur, die auf 2'048 skalare Shader und 128 Textureinheiten setzt. Die GPU taktet standardmässig mit 1'000 MHz und springt der Boost an, dann taktet die GPU mit 1'050 MHz. Schaut man sich nach dem Speicher um, dann findet man 3'072 Megabyte GDDR5 Speicher, der über ein 384 Bit breites Interface angebunden wird und mit effektiven 6'000 MHz taktet.

Führt man sich die Specs der Radeon HD 8950 zu Gemüte, stellt sich heraus, dass es sich um die Radeon HD 7950 handelt, die über den leicht beschleunigten Boost verfügt. Für die nächste "Überraschung" sorgt die Radeon HD 8870, die bis auf den hinterletzten Chip identisch mit der Radeon HD 7870 ist. Bei dieser "Rebranding-Wut" ist es schon erstaunlich, dass es keine umgelabelte Radeon HD 7850 ins OEM-Portfolio geschafft hat. Ebenfalls erstaunlich ist, dass die Radeon HD 7770 als Radeon HD 8760 erscheint. Wenig überraschend, handelt es sich aber um ein und dieselbe Karte. Noch obskurer wird das Ganze, wenn man die Radon HD 8740 betrachtet, denn bei dieser Karte handelt es sich um die HD 7750. Man könnte aber schon beinahe sagen, dass man "obskur" in diesem Kontext positiv interpretieren sollte, denn immerhin handelt es sich hier um eine verbesserte Variante mit 900 MHz Taktrate anstelle von 800 MHz.

Bezüglich der HD 8670 und der HD 8570 findet man eine Mars-GPUs, die man bis anhin lediglich bei Grafikkarten der Radeon HD 8000M Serie fand. Hinsichtlich der Spezifikationen gibt es an dieser Stelle 384 ALUs, 24 Texture Mapping Units, 1'000 MHz Chiptakt bei der schnelleren und 730 MHz Chiptakt bei der langsameren Variante sowie 2'048 Megabyte GDDR5/DDR3 Speicher, der mit effektiv 4'600 MHz (HD 8670) oder 1'800 MHz (HD 8570) seinen Dienst verrichtet.

Richtig "lustig" wird es dann noch bei der Radeon-HD-8400-Serie: Hier setzt der Hersteller doch tatsächlich auf die VLIW5-Achitektur. Im Prinzip bedient man sich einer Radeon HD 6450, deren GPU von 625 MHz auf 875 MHz hochgezüchtet wird. Aber, wer dachte, dass das nun die Spitze des Eisbergs ist, der irrt schon wieder. Bei der Radeon HD 8350 handelt es sich doch tatsächlich auf einer "ur-alten" Karte, die auf der Radeon HD 5350 basiert!


AMD was soll das?

Ihr scheint das offensichtlich wirklich ernst zu meinen? In der Vergangenheit haben wir doch alle gelernt, dass Rebranding gewaltige "Shitstorms" im Internet auslösen kann! Und das sogar zu Recht! Klar gibt es viele Endkunden, die "dumm" genug sind, und das Gefühl haben, dass eine grössere Zahl automatisch bedeutet, dass es sich um ein besseres Modell handelt. Sollte sich dieser Kunde aber nur im Geringsten dafür interessieren, was schliesslich im Rechner, den man vielleicht kaufen wird, verbaut wurde, wird dieser wohl gleich ziemlich enttäuscht.

Hinzu kommt, dass man indirekt auch seine besten Kunden, sprich die Gamer und die Enthusiasten mit solchen Aktionen verärgert. Schaut man sich nun das Grafikkarten-Portfolio von AMD an, dann braucht man beinahe einen Lösungsschlüssel um herauszufinden, welche Karte auf welcher Hardware basiert. Zu allem Unsinn wird nicht einmal ein einheitliches Namensschema gewählt. An und für sich kann man sich als Endkunde eigentlich nur noch folgendes merken:
  • Radeon HD 7000 Series: Für mich relevant
  • Radeon HD 8000 Series: Werde ich an der Nase rumgeführt


  • An dieser Stelle haben wir noch ein kleines Meme für euch:



    News by Luca Rocchi and Marc Büchel - German Translation by Paul Görnhardt - Italian Translation by Francesco Daghini


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