Microsoft pumpt 300 Millionen US-Dollar in die Image-Offensive für das gescholtene Betriebssystem - Und wofür? Im Rampenlicht steht jetzt schon Windows 7.
Windows 7 ist spätestens seit der näheren Vorstellung im Rahmen der vergangenen Entwickler-Konferenz Professional Delevopers Conference in aller Munde. Und das Gesehene scheint auf dem ersten Blick die Erwartungen zu erfüllen: Die kommende Version von Windows dürfte die Fehler des viel gescholtenen Vorgängers Vista ausmerzen.
HypeDer frische Hype um das voraussichtlich Ende 2009, Anfang 2010 erscheinende Windows 7 dürfte den Softwarekonzern freuen, auf der anderen Seite schneidet man sich mit der frühen Vorstellung möglicherweise ins eigene Fleisch. Denn bis zur Veröffentlichung in weniger als zwei Jahren will Microsoft noch jede Menge Lizenzen des aktuellen Windows Vista verkaufen. Das positive Feedback auf Windows 7 lässt Analysten nun vermuten, dass zahlreiche Kunden - ob der guten Aussichten - Vista auslassen und auf den Nachfolger warten werden.
I am a PCDie Startschwierigkeiten Vistas und die harte Kritik am Betriebssystem versucht Microsoft indes mit einer 300 Millionen US-Dollar teuren Werbekampagne vom Tisch zu kehren. Das Image der Software muss aufgewertet werden. Auch knapp zwei Jahre nach dem Marktstart bemängeln Nutzer immer noch hohe Hardwareanforderungen und den zu geringen Mehrwert gegenüber dem in die Jahre gekommenen Windows XP. In aufwändig produzierten Werbefilmchen vermitteln Bill Gates und Jerry Seinfeld ein frischeres, gelasseneres Microsoft, als man es von Medienberichten über Kartellrechtsverstöße und dergleichen kennt. Virale Webvideos von scheinbar glücklichen Nutzern bekunden die Identifizierbarkeit mit Windows-PCs, selbst Steve Ballmer schreit in die Handkamera: "I am a PC". Und wozu?
UnzufriedenTrotz millionenschwerer Imagekorrektur schlägt sich die Unzufriedenheit mit dem Produkt laut dem Marktforschungsunternehmen Gartner in den Zahlen nieder - in erster Linie bei Unternehmenskunden. Einer Studie nach seien bislang lediglich zehn Prozent der Firmen auf Vista umgestiegen. Und von den insgesamt 180 Millionen verkauften Lizenzen sei ein Großteil im Paket mit Komplett-PCs an die Konsumenten gegangen. Im Interview mit derStandard.at meinte Mike Nash, Senior Vice President von Microsoft, im Hinblick auf Windows 7: "Unternehmen sollten Windows Vista nicht auslassen. Wenn sie jetzt umsteigen, dann werden sie die Migrationsarbeit nur einmal machen müssen." Für Unternehmer stellt sich dann allerdings die Frage, weshalb die Migrationsarbeit dann nicht gleich mit dem besseren Betriebssystem vollzogen werden soll...
Nicht umsonstMit Windows 7 hat Microsoft ein Fenster geöffnet und verärgerte Vista-Nutzer mit Hoffnung geflutet. Das Geschäft mit dem "ungeliebten Stiefkind" könnte man damit aber endgültig verdorben haben. Sollte sich Windows 7 tatsächlich als rettender Ritter erweisen, waren die auf 10 Milliarden US-Dollar geschätzten Entwicklungskosten für Vista wenigstens nicht umsonst - den der Kern bleibt gleich. Das Weihnachtsgeschäft wird spannend.
Quelle:
derStandard.atDiesen Artikel im Forum diskutieren.