Interview OCZ - Jüngste Ereignisse und Lebensdauer von SSDs

Published by Marc Büchel on 24.03.14

In den vergangenen Monaten geschahe bei OCZ so einiges, wobei das Unternehmen von der Toshiba Gruppe übernommen wurde, was auch für zahlreiche Headlines sorgte. Gehen wir einige Jahre weiter zurück in der Geschite des Unternehmens, dann entdecken wir mitunter Produkte, die nicht immer so zuverlässig waren, wie der Hersteller sich das wünschte und nichtsdestotrotz schritt man unbeirrt fort und stellte sicher, dass SSD weiter und weiter am Markt gepusht werden. Im heutigen Interview sprechen wir zum einen mit Tobias Brinkmann - Vice President, Global Marketing - und Daryl Lang - Senior Vice President Product Management, wobei die beiden uns einge durchaus interessante Fragen beantworten werden.



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Tobias Brinkmann und Daryl Lang


Es ist nun mehr einige wenige Monate her, dass OCZ von Toshiba übernommen wurde. Welche Bedeutungen hat dies für die Endkonsumenten sowie auch für die Geschäftskunden von OCZ?

Tobias: OCZ Storage Solutions ist nun Teil der Toshiba Group und und somit ist man nun zu einem voll integrierten Player am Markt für Solid State Drives aufgestiegen. Dies wiederum hinterlässt nicht nur bei den Endkunden, sondern auch bei den Geschäftskunden sowie auch am Markt allgemeinen einen positiven Eindruck.

In der Nahen Vergangenheit fehlte uns die Nähe sowie der direkte Zugriff auf NAND Flash Speicher, was aber eine Notwendigkeit darstellt, wenn man auch in Zukunft konkurrenzfähig sein möchte sowie eine hohe Marktrelevanz verkörpern will.

Beim SSD-Markt handelt es sich derzeit um eines der am schnellsten wachsenden Segmente im IT-Geschäft. Schenkt man Angaben von Analysten Glauben, dann soll die Marktkapitlisierung 2017 bereits bei 23 Milliarden US-Dollar liegen, was untermauert wie wichtig der direkte Zugriff auf NAND Flash Speicher ist, um der Konkurrenz einen entscheidenden Schritt voraus zu sein.

Ziel von OCZ ist es nun Marktanteile gleichwohl bei Endkonsumenten sowie im Enterprise-Sektor weiter auszubauen. OCZ gehörte 2008 zu den ersten Unternehmen überhaupt, die Solid State Drives auf den Markt brachten und in der Zwischenzeit konnten wir ein breites, sowie stabiles Portfolio hinsichtlich gestigem Eigentum und auch Patent-Portfolio aufbauen. Mit dem hauseigenen Barefoot 3 Controller haben wir einen der performantesten, wenn nicht den schnellsten im Programm, vor allem wenn man sich an der Nachhaltigkeit der Leistung orientiert.

Als Teil der Toshiba Group haben wir nun direkten Zugriff auf alle vier wichtigen Standbeine, die für ein erfolgreiches Geschäft mit Solid State Drives relevant sind: Einen potenten Controller in-house, Anwendungssoftware, Firmware sowie direkten Zugriff auf NAND Speicher.

Über eine geraume Zeit hinweg wurde OCZ mit Qualitätsproblemen in Verbindung gebracht. Aus welchen Gründen konnte es dazu kommen und welche Schritte leitete das Unternehmen in die Wege um die Wahrnehmung zum Positiven zu ändern?

Tobias: Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei OCZ um einen der ersten Hersteller von Solid State Drives und so wurden bereits 2008 Modelle vorgestellt. In diesem Zusammenhang wurden Laufwerke mit Controllern diverser Hersteller auf den Markt gebracht. Nicht zuletzt verfügte OCZ auch über die allerersten SSD’s die auf den bekannten Controllern von SandForce basierten. Ist man jeweils als erster Hersteller mit Produkten am Markt vertreten, dann bringt dies Vorteile sowie auch Nachteile mit sich, wobei sich die Nachteile jeweils in Form von Bugs bemerkbar machten, die dann schrittweise, über die Zeit hinweg anhand von Firmware-Updates eliminiert wurden. Als Brand, der jeweils die Produkte als erstes auf den Markt bringt und darüber hinaus über die höchsten Marktanteile verfügt, entsteht in windeseile ein Negativeffekt, der sich auf den Brand als solches auswirkt.

Heute befinden wir uns in einer anderen Position: Wir haben das komplette geistige Eingentum im eigenen Haus und dementsprechend die volle Kontrolle über jeden einzelnen Aspekt von der Entwicklung bis hin zur Fertigung. Die aktuellen Produkte, die auf dem Barefoot 3 Controller mit 19 Nanometer NAND Flash Speicher von Toshiba basieren, wiederspiegeln die Fortschritte hinsichtlich Zuverlässigkeit deutlich in Form der tiefsten RMA-Raten, die OCZ in der Firmengeschichte bislang verzeichnete. Dadurch werden wiederum Entscheidungen und Prozesse in der Entwicklung, des Testings sowie auch bei der Qualitätssicherung bestätigt.

In der Unternehmensgesichte von OCZ findet man ein stetiges Auf und Ab. Was war jeweils die Strategie von OCZ und wir wurden Erfolge sowie auch Misserfolge verarbeitet?

Tobias: Es war immer unsere Strategie, Weiterentwicklung durch kontinuierliche Innovation zu errerichen. Das Resultat dieser Arbeit ist, dass wir nun über breit abgestütztes geistiges Eigentum verfügen und auf ein starkes Portfolio an Patenten zurückgreifen können. Als Teil der Toshiba Group verfügen wir nun über die Möglichkeiten und Werkzeuge um erfolgreich Marktanteile zurück zu gewinnen.

Führt sich ein interessierter Kunde die Spezifikationen des NAND Flash Speichers zu Gemüte – respektive P/E-Zyklen -, der bei aktuellen Solid State Drives verbaut wird, dann handelt es sich dabei um eine Zahl deren Grössenordnung problemlos erfasst werden kann und die in einer Rahmen liegt, die oft kritische Blicke oder Kommentare hervorruft. Wie genau übersetzt OCZ die Anzahl P/E-Zyklen in Jahre Lebensdauer?

Daryl: Die P/E-Zyklen von NAND Flash Speicher sind nur ein Punkt von vielen, die bei der Gesamtlebensdauer eines Laufwerks berücksichtigt werden müssen. In diesem Kontext ist es wichtig einige Zusammenhänge hinsichtlich der Lebensdauer von Flash-Speicher zu verstehen. Unterm Strich handelt es sich hierbei um ein komplexes Thema, das ich an dieser Stelle vereinfach und verkürzt darlegen werden. Bei den Spezifikationen des Flash Speichers findet man nicht einfach nur die P/E-Zyklen. Die Lebensdauer ist darüber hinaus auch noch vonder Fehlerkorrektur (ECC) sowie auch von der Temperatur abhängig. Zudem gibt es gibt es einen Zustand der die Datenintegrität sicherstellt, wenn der NAND-Flash-Speicher komplett „abgenutzt“ ist, wobei wir uns bei dieser Aussage aber etwas zum zum Fenster heraus lehnen. Um die Komplexität zu reduzieren und mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass wir an dieser Stelle hauptsächlich über Drives für Endkonsumenten sprechen, wollen wir die Temperatur-Komponente aus der Gleichung eliminieren. Fortschrittliche Techniken bezüglich Fehlerkorrektur haben einen signifikaten Einfluss auf die Gesamtlebensdauer. OCZ sowie die meisten anderen Hersteller von SSDs wenden derzeit viel Zeit auf um exakt diesen Punkt soweit möglich zu optimieren. An dieser Stelle gibt es aber kein Standard-Rezept gemäss demjenigen ein bestmögliches Resultat erzielt werden kann. Hersteller von Solid State Drive erachten nicht zuletzt exakt diesen Punkt als geistiges Eigentum, respektie Betriebsgeheimnis. Unabhängig der Technologie sowie auch den diversen Techniken, die angewandt werden, erreicht ein SSD-Hersteller bei seinen Produkten eine gewisse Grundlebensdauer. Von diesem Startpunkt ausgehend, ist es nun an der Firmware mit NAND-Flash-Speicher zu „haushalten“. Dieser „Haushaltungsprozess“ beinhaltet beispielsweise das Verschieben von Daten im NAND-Flash-Speicher, was die Lebensdauer des NAND negativ beeinflusst. Bei diesem Prozess spricht man üblicherweise vom WAF (Write Amplification Factor). Die Effizienz dieses Prozesses hängt letztlich von der anliegenden Last ab, die die SSD zu bewältigen hat, sowie auch von diversen Firmware-Algorithmen. Aufgrund der Tatsache, dass diese Zusammenhänge nicht einfach, in ein-zwei Sätzen dargelegt werden können, spricht OCZ von einer Menge von Daten, die mindestens und pro Tag, oder im Falle von Enterprise-Laufwerken, insgesamt, geschrieben werden kann. Die Arten von Daten und auch wie diese verarbeitet werden, beispielsweise die Haushaltung, sind Punkte um diejenigen sich ein Hersteller bestmöglich zu kümmern hat. Darüber hinaus ist OCZ bei den Angaben bezüglich Lebensdauer äusserst konservativ, sodass so gut wie alle Laufwerke deutlich höheren Lasten standhalten als offiziell kommuniziert wird.

Zuverlässigkeit und Lebensdauer sowie auch anhaltend hohe Performance stehen in einem engen Zusammenhang. Was hat OCZ in den vergangenen Jahren unternommen um die maximalen Lese/Schreibraten über die Zeit hinweg hoch zu halten?

Daryl: Die kontinuierlich hohe Leistung sowie auch die Lebensdauer einer SSD gehen Hand in Hand. Wichtig ist an dieser Stelle zu wissen, dass eine möglichst effiziente „Haushaltung“ mit dem NAND-Flash-Speicher sich positiv auf die Performance auswirkt. Um es simpel zu formulieren: Weniger „Haushaltung“ führt zu einer über die Zeit hinweg gleichbleibend hohen Performance.

Welche Methoden sowie Verfahren wendet OCZ an um Zuverlässigkeit sowie auch Lebensdauer seiner SSDs zu testen?

Daryl: OCZ führt eine breite Platte von proprietären Test Suites aus, die selbst entwickelt wurden, die zudem mit Standard-Testverfahren wie beispielsweise JEDEC JESD218 und JESD219 abgeglichen werden.

In unterschiedlichen Foren tauchten immer wieder abenteuerliche Geschichten zu RMA Fällen auf. Welche sind die Schritte, die OCZ abarbeitet, wenn ein möglicherweise beschädigtes Laufwerk von einem Kunden retourniert wird?

Tobias: In der Vergangenheit wurden die unterschiedlichsten Daten bezüglich RMA Daten publiziert, die nicht die Realität reflektieren. Veröffentlicht eine Drittpartei solche Zahlen, dann sollte man folgede Faktoren berücksichtigen: Produkte werden von solchen Drittparteien nicht getestet und zudem ist in diesen Daten nicht die Anzahl der Drives enthalten, die innerhalb des gesetzlich geregelten Rückgabezeitraums retourniert werden.
Darüber hinaus sind prozentuale RAM Raten nur dann repräsentativ, wenn man sie an einem bestimmten Volumen relativiert. Mir sind vermeintliche RMA-Raten bekannt, die auf sehr beschränkten Stückzahlen basieren und somit zum einen irrelevant sind und zum anderen ein falsches Bild generieren. Zu guter Letzt führen wir selbst ausführliche Tests durch, wenn wir Laufwerke von Kunden zurück erhalten und wir stellen fest, dass die Laufwerke zu einem grossen Prozentsatz keine Probleme aufweisen sprich mit „NTF“ (no trouble found) eingestuft werden.

Mit all diesen Worten im Hinterkopf sind wir stets bestrebt uns in allen Himmelsrichtungen zu verbessern. Bei unseren aktuellsten Produkten, der Vertex 460 sowie auch der Vector sehen wir RMA Raten, die so tief wie noch nie zuvor sind und das relativiert an der Firmengeschichte von OCZ. Dies hängt schliesslich mit einigen Faktoren zusammen: Zum einen wäre da unser Controller, den wir im eigenen Haus produzieren und zum anderen trägt die ebenfalls eigene Firmware und auch der qualitativ sehr hochwertige NAND-Flash-Speicher – Toshiba 19nm – zum sehr guten Resultat bei. Im Endeffekt handelt es sich um das Resultat kontinuierlicher Verbesserungen bei der Produkt-Entwicklung sowie auch bei den Testprozeduren.

Es wäre interessant zu lesen welche Schritte der Reihe nach bei einem Garantie- oder RMA-Fall eintreten. Kann OCZ ein Beispiel nennen?

Tobias: Toshiba hat wohl alle Assets von OCZ übernommen, nicht aber deren Verpflichtungen. Wir sind froh darüber, dass wir in der Lage sind auch weiterhin eine breite Platte von SSDs zu supporte, die von bestehenden Kunden erworben wurden. In dieser Liste enthalten sind die meisten Consumer-Drives sowie alle Enterprise-Modelle. Beispielsweise gibt es bezüglich allen Vertex sowie auch Vector SATAS und RevoDrive PCIe SSDs den vollumfänglichen Support. Die Agility Serie kommt mittlerweile beinahe am Ende des Lebenszyklus an, wobei wir derzeit in der Lage sind für ein weiteres Jahr Support zu bieten. Alle Produkte, die OCZ Storage Solutions nach der Übernahme durch die Toshiba Gruppe vorstellte, werden Garantie und Support erhalten.

Welches werden die aus Sicht von OCZ interessantesten Herausforderungen sein, denen man sich über Kurz sowie Lang stellen wird?

Tobias: Die vier zentralen Standbeine von OCZ (Controller, Firmware, NAND, Software) sprach ich bereits an, wobei die aufregendste Herausforderung bereits die Tatsache darstellte, dass wir all diese nun unter einem Dach haben. Kurzfristig wollen wir die Vorteile ausnutzen, die der Umstand mit sich bringt, dass wir als Teil von Toshiba, vollintegrierte Produkte bieten können, wodurch wir letztlich Marktanteile im Markt für Endkonsumenten sowie auch im Enterprise-Bereich gewinnen wollen.
Mittel- sowie langfristig haben wir bereits einige interessante kommende Produkte in der Pipeline. Der Schlüssel zum Erfolg wird es sein weiterhin auf Innovation zu setzten und dementsprechend führend Produkte vorzustellen und eine Schlüsselposition am Markt einzunehmen.

An dieser Stelle vielleicht ein kleiner Teaser: Wird OCZ 2014 in revolutionäres Drives vorstellen?

Tobias: Die Vertex 460, die auf 19 Nanometer NAND von Toshiba setzt, kam unmittelbar nachdem die Übernahme angekündigt wurde. Unser Flaggschiff Produkt für Endkonsumenten, die Vector Series, basierte bereits auf Toshiba NAND und nun setzten wir bei allen unseren Client-Drives auf „Premium-Toshiba-NAND“.
Bei den Enterprise Produkten bieten wir die kürzlich vorgestellte Intrepid 3000 Series an, die nun ebenfalls mit NAND-Flash-Speicher von Toshiba bestückt ist, sowie auch das neue Z-Drive 4500 Series. In beiden Fällen kommt Toshiba 19nm NAND zum Einsatz, wobei es sich um OCZ’s fortschrittlichste, robuste sowie auch preislich attraktive PCIe Erweiterungskarte handlet, die wir bislang auf den Markt brachten. Darüber hinaus werden die PCIe Karten mit OCZ’s neuer WXL Software ausgeliefert.

Aktuell arbeiten wir an einem spannenden neuen Produkte für den Enthusiasten- und Workstation-Markt – das neue RevoDrive basiert auf unserem eigenen Controller, 19nm Toshiba NAND und wird atemberaubende Performance bieten.


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